Haupttatort ist und bleibt Berlin. Da kommen die Oberatzen, Frauenarzt und sein Kumpel Manny Marc her. Anfangs waren es nur belanglose Liedchen des Herrn Frauenarzt, die sich eher durch die Wortwahl wie etwa "bumsen, ficken, Arsch und Titten" vom restlichen Musiksumpf abgrenzten. Inzwischen ist ein riesiger Hype entstanden, manche sprechen sogar von einer eigenen Jugendkultur, die im "Atze sein" ihren Ausdruck findet. Wär hätte so was vor zwei Jahren ncoh gedacht???

Definition "Atze":
Berlinerisch, Ausdruck für "Kumpel" oder großer Bruder, Keule ist das Gegenteil, der kleine Bruder.
Atze Schröder hat in diesem Zusammenhang nichts zu tun, wobei seine Pornobrille ganz gut zum Atzenstyle passen würde.

Das Outfit:
Atzenbrille ganz klar. Alles in allem muss es prollig, neonfarbig, grell, bunt, ausgeflippt.
Zufällig gehört Frauenarzt und Manny Marc der Onlinestore: www.atzenmusik.com, bei dem
man sich mit allem ausrüsten kann, das man als Atze braucht, und auch nicht braucht.

Die Hits:
Begonnen hat eigentlich alles erst so richtig mit "Das geht ab" und "Disco Pogo". Letzterer Song ist immer noch ein Reißertitel auf jeder fetten Party - ein Pflichtsong also. Inzwischen haben sich auch andere Interpreten hervorgetan und springen auf den Zug auf, den Frauenarzt ins Rollen brachte. Atzenmusik entwickelt sich, bildet Unterformen. Das Krocher-Fieber z.B. hat es nicht ins Jahr 2010 geschafft, es verebbte. Atzenmusik ist bis jetzt noch "in". Wie lange noch, wer weiß das schon?
2010 sind zumindest "Finger und Kadel - Laut" und "Akustikrausch - Ohrbassmus" ganz gut im Geschäft und schwimmen auf der Atzenwelle mit.

Die Musik:
Was ist Atzenmusik eigentlich genau? Erlär´das mal deiner 90-jährigen Oma. Gar nicht so einfach?
Versuchen könnte man es mit...: Es sind Vorschlaghammer Beat-Collagen, gerne sehr clubbig mit technoider Synthie-Noise-Durchsetzung. Die Komposition orientiert sich nicht allein an den klassischen Technostilen, es versmischen sich Elemente aus Rock, Hip-Hop und Breakbeat zu ganz neuen Klangkompositionen. Ob das nun deine Oma verstanden hat? Weiß nicht?! Sag einfach, '"Atzenmusik ist Party pur!".

Jugendkultur:
Schon seit jeher versuchen Jugendliche die Abspaltung von ihrer Elterngeneration - anders sein, das Leben immer wieder neu erfinden - das muss sein und ist völlig normal. Am Einfachsten geht das mit Musik und in der Mode. Was die Beatles in den 60ern waren, ist heute die Electromusikbewegung und auch ein bisschen die Atzenmusik. Schön ist anders, auffallen um jeden Preis, ist mit den Atzenoutfits auf jeden Fall garantiert.
"Atze sein" ist ein Synonym für großen Partyspaß, buntem Konfetti, lauter Musik und das alles verpackt in einem unheimlich großen "Wir-Gefühl". Feiern, feiern, feiern!

Wo geht´s hin:
Wie lange sich der Atzentrend noch halten kann weiß niemand. Unterformen werden sich noch bilden, bis dann schließlich alles schlagartig vorbei ist und von neuen Musikformaten abgelöst wir. Bis da hin noch viel Spaß beim "Dinge-linge-ling"! ;-)

Bild: www.stylehustler.com

Bericht: Michael Schiller, 16.04.2010